Von der Hauptstraße sieht Veules-les-Roses nicht so aus, als würde es mich gleich verzaubern. Zwei kleine Kreisverkehre und schon bin ich am Ort vorbei gefahren. Upps! Also wenden und nochmal…
Eine Bucht mit weißen Kieselsteinen, rechts und links malerische Kreidefelsen, wunderhübsche, gepflegte Häuser, kleine Geschäfte, einige Restaurants…das ist Veules-les-Roses. Der kleine Ort lohnt einen Stopp, wenn man in der Normandie unterwegs ist.
Veules-les-Roses wurde von der Kommission Plus Beau Village de France zu den schönsten Dörfern Frankreichs gewählt. Die Auszeichnung wurde ins Leben gerufen, um den Tourismus in kleinen, ländlichen Kommunen zu fördern.
Veules-les-Roses liegt in der Normandie zwischen Dieppe und Fécamp. Er wirkt unscheinbar und doch hat er viel zu bieten. Mir hat am besten der kleine Uferweg entlang der Veules gefallen. Mit 1149 Meter ist die Veules der kürzeste Fluss Frankreichs. An der Quelle wächst Wasserkresse. Die Häuser der Bauern stehen so nah am Fluss, der an dieser Stelle wie ein See aussieht, dass sie schon fast im Wasser zu stehen scheinen. Ich folgte dem ruhigen Wasser. Der Weg führt über winzige Brücken, vorbei an kleinen Häuschen und strohgedeckten Hütten. Am Wegesrand blühen die Blumen und Mühlen säumen den Weg. Irgendwann werden die Häuser größer. Sie werden zu Villen. Die Veules mündet in den Ärmelkanal. Am Ufer stehen kleine Badehütten.
Obwohl der Weg nicht weit war, bin ich bereit für eine Stärkung. Im „Comme a la Maison“ sitzen Einheimische neben Touristen. Der Inhaber spricht ein wenig englisch. Ein Menü gibt es nicht. Die Gerichte des Tages stehen auf einer Schiefertafel, die er stets von einem Tisch zum nächsten bringt. Ich entscheide mich für ein Pilzrisotto und ein Glas Rotwein. Beides steht nur wenige Minuten später in Gläsern auf dem Tisch. Beim Wein ist das nicht verwunderlich, aber auch alle Gerichte werden im „Comme a la Maison“ in Gläsern, Weck-Gläsern, gereicht.
Da Veules-les-Roses zwar sehenswert, aber klein ist, wandere ich nach dem späten Mittagessen nach Sotteville-sur-Mer. Bis zum Marktplatz des Nachbarorts sind es zirka 2,5 Kilometer. Zunächst geht es bergauf, einmal auf dem Plateau angekommen, ist der Weg leicht. Als ich ankomme, steht auf dem Marktplatz ein kleiner Anhänger aus dem verführerischer Duft von frischer Pizza strömt. Es hat sich schon eine kleine Schlange gebildet. Außerdem gibt es eine Bibliothek, einen Feinkostladen und ein kleines Café. Am Gemeindezentrum vorbei führt eine Straße. Erst passiere ich Kuhweiden und ein Traktor kommt mir entgegen. Ob das die richtige Straße ist? An dieser Stelle dürft ihr auf keinen Fall stehen bleiben, diese Straße (Rue de Beaumont) führt tatsächlich zu einer Treppe (L'escalier des falaises), die bis zum Meer geht. Gerade ist Flut und die Wellen schlagen auf die untersten Stufen der Treppe. Ich stehe neben den beeindruckenden Kreidefelsen. Der Wind zerzaust mir die Haare. Das Meer spritzt bis in mein Gesicht. Die Sonne geht schon fast im Meer unter. Es fängt ganz leicht an zu regnen. Ein wunderschöner Regenbogen taucht direkt neben den Klippen auf. Diesen Ort am Ende dieses wunderschönen Tages zu erleben, war mein Highlight.
